Etwa einen Monat nach dem "Liberation Day" hat sich der Dollar wieder etwas stabilisiert. Dennoch ist er gegenüber den meisten Industrieländer- und Emerging-Market-Währungen weiter schwach.
Es ist nicht ganz klar, was dem Dollar zuletzt so zugesetzt hat. Dennoch können wir anhand mehrerer Faktoren analysieren, ob ihm eine längere Schwächephase droht.
Seit fast zehn Jahren ist der Dollar den Fundamentalmodellen zufolge überbewertet. Noch ist es aber zu früh, um eine Dollarschwäche auszurufen. Dazu müsste erst das US-Wirtschaftswachstum drastisch einbrechen (wenn nicht eine Rezession kommen) bzw. das Wachstum in den übrigen Ländern deutlich zunehmen.
Auch wenn viele Faktoren, die den Dollar langfristig zur wichtigsten Reservewährung gemacht haben, an Bedeutung verloren haben, sind sie weiter vorhanden. Das gilt absolut wie im Vergleich zu anderen Währungen.
Der Anteil des Dollar an den Weltwährungsreserven ist in den letzten Jahrzehnten zwar gefallen, aber der Anteil der anderen "drei großen Währungen" – Euro, Yen und Pfund – ist nicht entsprechend gestiegen.
Eine neuere Reservewährung mit wachsendem Marktanteil ist der chinesische Renminbi. Der Anstieg der Renminbi-Reserven entspricht etwa einem Viertel des Rückgangs der Dollarreserven. Hinter dem Renminbi steht zwar die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, und er bietet Zugang zu einem großen Währungs- und Finanzmarkt. Die strengen chinesischen Kapitalverkehrskontrollen schränken seine Bedeutung für das Weltfinanzsystem aber ein.
Auch der Euro gilt oft als Alternative zum Dollar. Es mangelt aber an hochwertigen eurodenominierten Wertpapieren, die internationale Investoren und Notenbanken als Wertaufbewahrungsmittel nutzen können. Außerdem gibt es keine euroraumübergreifenden, "sicheren" und staatlich garantierten Finanzinstrumente.
Der Dollar könnte also weiter abwerten. Ein Ende des Dollarzyklus und eine ausgeprägte Schwächephase sehen wir allerdings nicht.